Schluss mit der Zithiererei!
vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, einem befreundeten Wiener
Komponisten auf der Zither vorzuspielen. Schon bei den allerersten
Tönen meinte er, „da öffnet sich gerade eine riesige Schublade im
Kopf“ ...
... was liegt denn so in dieser Hirn-Schublade?? Vergammelte
Mannerschnitten, Heidi-Kasetten, ein grottenschlechter Film aus
den 50ern , ein ziemlich guter Film aus den 40ern. Dann noch zwei
Zitate aus der so genannten Hochkultur: unreflektiert kitschig von
weiland Johann Strauss und eines von Kurt Weill: ein grotesker
Wiener Walzer mit Zither und Bandoneon, quasi als Symbol einer
total verkommen, dekadenten Welt.
meine lieben Damen und Herren Musik-Hörer! Wer kennt denn bitte die brachial-witzigen Zitherexperimente einer Manuela Kerer, die kargen Klangwüsten von Peter Kiesewetter, die wundervollen Zithermusiken von Burkhard Stangl oder den farbigen Klangkosmos eines Georg Friedrich Haas? Die musikalischen Fragezeichen von Dieter Schnebel, die kraftvolle Musik von Leopold Hurt oder das quasi-elektronische Gekratze des Christoph Dienz? Lauter intelligente Zeitgenossen, die auf billige Zitate pfeifen und die Zither als das sehen, was sie in Wirklichkeit ist: ein ungemein interessantes Klang-Spielzeug, dessen immense klangliche Möglichkeiten gerade entdeckt werden!